Credo

2.11 - Jesus, sitzt zur Rechten Gottes

Schriftzug Jesus (c) Pixabay
Datum:
Do. 1. Feb. 2024
Von:
Christoph Berthold

Der historische Jesus spricht von sich selbst als „Menschensohn“. Die Bibel sucht nach den stärksten Vokabeln für Jesus: Königssohn und Gottessohn – machtvolle Bilder.

In der Antike war der „Herrscher“ Inbegriff absoluter Verfügungsgewalt. Alles gehörte ihm: Land, Geld, Menschen. Außerhalb seines Machtbereiches gab es kein Recht, keine Überlebenschance. Auch Gott wird in der Bibel als machtvoller Herrscher geschildert. Gott ist d e r König, der Allmacht und Gerechtigkeit verkörpert. Fraglich ist, ob das Volk Israel das Königtum Gottes so wunderbar beschrieben hätte, wenn es bessere Erfahrungen mit irdischen Königen gemacht hätte. Selbstsucht, Machtgier, Willkür waren damals an der Tagesordnung. Das ist der springende Punkt:

Zur rechten Gottes – wie es das Credo formuliert - sitzt kein göttlicher Prinz sondern der, der seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Gott also, so sagt das Bild, teilt seinen Platz mit Jesus. Dieses gemeinsame „thronen“ soll aber kein Selbstzweck sein.

Zur RECHTEN bedeutet: Jesu Handeln ist wie Gottes Handeln.         Wenn jemals etwas vom Kopf auf die Füße gestellt wurde, dann das. Was wäre das für eine Welt, wenn die Schwerkraft der weltlichen Machtverhältnisse so außer Kraft gesetzt würde und dienen vor herrschen käme?

Ich glaube nicht, dass irgendwo in der Höhe des Alls zwei Throne stehen auf denen Vater und Sohn nebeneinander residieren. Der Titel „Sohn“ bedeutet eine Beziehungserfahrung. Keine physische aus der Substanz Gottes zu bestimmende  Qualität. Sind wir doch alle Söhne und Töchter Gottes, wenn wir Jesu Weg des Liebe, des Friedens, der Gerechtigkeit nachfolgen.

Ich glaube aber, dass dieses Bild der jungen Christenheit ausdrücken möchte, wie sehr die Kraft des Christus durch Willen und Allmacht Gottes in der Welt aktiv ist. Könnte dieses Bild nicht ausdrücken, wie Gott mit sich selbst im Gespräch ist – bittend, vergebend, erneuernd...?

Ein Bild, das Bild bleiben möchte. Der Menschensohn in den himmlischen Wolken ist das Signal für apokalyptisch geprägte Gemeinden: man erwartete die unmittelbare bevorstehende Wiederkehr Jesu am Ende der Zeit. So spricht dieses Bild davon, die Endzeit hat schon begonnen zu sein.

Nicht ohne Grund erwarteten die frühen Christengemeinden in der Nacht vor Sonntag Woche für Woche, singend und betend, die Schrift auslegend und miteinander Mahl haltend, die Ankunft des Herrn, um bei Sonnenaufgang ihre Versammlung mit dem Herrenmahl zu schließen – an die Stelle jüdischer Apokalyptik und erhoffter Wiederkunft trat das christliche Sakrament.

Die Könige herrschen über ihre Völker, und die Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. Bei Euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter Euch soll werden wie der Kleinste, und der Führende soll werden wie der Dienende. (Lukas 22,25-26, aus: Die Bibel - Einheitsübersetzung)

 

Gebet/Meditation/Impuls

Welcher „Titel“ für Jesus Christus ist Dir nahe:

Menschensohn – Sohn Gottes, König(-sohn), Herr, Erlöser…?