Credo

2.8 - Jesus, hinabgestiegen in das Reich des Todes

Jesus Wandbild (c) Katharina Wagner auf pfarrbriefservice.de
Datum:
Mi. 1. Nov. 2023
Von:
Christoph Berthold

Dieser Satz ist erst spät ins Credo hineingelangt. Darin spiegelt sich die (griechische) Vorstellung einer dreigeteilten Welt. 

Neben Himmel und Erde tritt die Unterwelt der Toten (Hades). „In unserer Erinnerung lebst du weiter“ oder „Jesus sagt: Ich bin der Weg, der zur Wahrheit und zum Leben führt!“ – diese und ähnliche Sätze lassen ahnen, wie weit Liebe geht – angesichts der Todesmacht.

Überraschenderweise war der Lernprozess, der zum Glauben an die Auferstehung der Toten führte, ähnlich. Als Jesus starb, gab es erst kurz in der jüdischen Umwelt die Vorstellung eines persönlichen Weiterlebens nach dem Tod bei Gott. Zuvor gab es eine klare Trennungslinie zwischen Leben und Tod. Tote existierten weiter „im Land des Vergessens“ (Psalm 88,13) – der Scheol. Die Toten, so glaubten die Juden, sind Gott fern – selbst, wenn sie Gott im Leben nahegestanden hatten. Nur im Herzen der Lebenden, die an Gott glaubten – in der Erinnerung – blieben sie lebendig. An diesen Lebenden würde sich Gottes Verheißung erfüllen. Erst die Frage nach der Gerechtigkeit motivierte Juden, weiter zu denken: Gott sollte Gerechtigkeit schaffen. Aus der Erfahrungsgeschichte mit Gott erwuchs die Vorstellung, Gott ertrage nicht die Trennung von seinen geliebten Menschen. Es wäre ungerecht, Hoffnungen, Treue und Leiden der Gestorbenen im Totenreich auf ewig begraben sein zu lassen. Eines Tages würde der von Gott gesandte Erlöser auch die Toten herausholen aus dem Totenreich. In diesem Glaubensprozess lernten die Juden die Hoffnung auf eine Auferweckung der Toten.

Der christliche Glaube an den Juden Jesus als Christus / Messias bietet nun an, in ihm den Erlöser zu bekennen. Jesus steigt hinab ins Reich des Todes – und befreit die Toten zum Leben. Wenn Jesus – der Christus (= Erlöser) den Abstieg in die Totenwelt erfolgreich bestanden hat durch seinen Aufstieg in den Himmel bedeutet das für mich: es gibt keinen Bereich, in dem Gott nicht ist. Gott als „Freund des Lebens“ macht überall lebendig. Gott ist Alles in Allem. Daher das Vertrauen, dass Gott seine Geschöpfe nicht im Tod lässt. Es gibt kein endgültiges „Aus und Vorbei“ – sondern ein immerwährendes Leben bei Gott, in Gottes Liebe, im Licht des Lebens. Damit sagt christlicher Glaube: auf jeden/jede Einzelne/n kommt es Gott an. Nichts Lebendiges geht auf immer im Tod verloren. Weitergedacht: Wenn Jesus erlöst – dann doch sicher die im Leben „Zu -Kurz-Gekommenen“, die „Ungerecht-Behandelten“, „Die Vorzeitig-Ums-Leben-Gebrachten“, die „Wie-Tot-Lebenden“…

 

Vision von der Auferweckung Israels:

Die Hand des HERRN legte sich auf mich und er brachte mich im Geist des HERRN hinaus und versetzte mich mitten in die Ebene. Sie war voll von Gebeinen. Er führte mich ringsum an ihnen vorüber und siehe, es waren sehr viele ... Er fragte mich: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete: GOTT und Herr, du weißt es. Da sagte er zu mir: Sprich als Prophet über diese Gebeine und sag zu ihnen: Ihr ausgetrockneten Gebeine, hört das Wort des HERRN! … Siehe, ich selbst bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig. Ich gebe euch Sehnen, umgebe euch mit Fleisch und überziehe euch mit Haut; ich gebe Geist in euch, sodass ihr lebendig werdet. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin. Sie wurden lebendig und sie stellten sich auf ihre Füße - ein großes, gewaltiges Heer…Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch, … aus euren Gräbern herauf... Und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. (Hesekiel 37,1ff, aus: Die Bibel - Einheitsübersetzung)