Gemeinschaft der Gemeinden Jüchen - Diözese Aachen
Patrozinium: 25. Juli
Kirchweihe: 18. Oktober
Die Stelle, an der die heutige Jakobuskirche steht, ist mindestens seit der Römerzeit besiedelt. Darauf deuten Tonscherben hin, die bei einer Baugrunduntersuchung Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bei Bohrungen zutage gefördert wurden. Auch lag der Ort an einer Römerstraße, die ,aus Köln kommend, Richtung Norden führte. Eine eigene Kirche gab es in Jüchen zur Zeit der Hiedilda-Schenkung (865) wohl noch nicht, da in der Urkunde nur von einer auf ihre Stiftung zurückgehende Kirche in Bachem bei Köln die Rede ist. Da aber für das Jahr 852 belegt ist, daß die Abtei Prüm, zu der Jüchen gehört, von Lothar I. eine Reliquie des Apostels Jakobus d.Ä. bekommt, ist wohl eine Jakobuskirche in Jüchen schon für das 9. Jahrhundert denkbar, auch wenn Historiker bisweilen auf die Kölner Jakobuskirche verweisen, die erst um 1065 gegründet wurde.
Den ersten sicheren Beleg für eine Jüchener Kirche verdanken wir einer Abschrift des Prümer Urbars durch den ehemaligen Prümer Abt Cäsarius von Myllendonk aus dem Jahr 1222. Zu Jüchen bemerkt Cäsarius am Rande u.a., daß zum Abteibesitz in Jüchen auch die dortige Kirche gehöre, deren Patronatsrecht die Grafen von Sayn innehaben. Indirekt geht aus den Bemerkungen des Cäsarius hervor, daß die Jüchener Pfarrkirche bereits ein beträchtliches Alter gehabt haben muß, da er sich nicht imstande sieht, die früheren Abhängigkeitsverhältnisse festzustellen. Auch das spräche für eine frühe Gründung der Kirche im 9. Jahrhundert.
Beim Teilabbruch der alten Pfarrkirche 1894 fanden die Bauleute Fundamente einer romanischen Kirche mit Kleeblattchor; beim Abbruch des Turmes 1910 fand man Reste eines Portals, das den Übergang von der Romanik in die Gotik markierte. Diese Kirche wird wohl etwa aus dem 12. Jahrhundert gestammt haben.
Für das 15. Jahrhundert ist ein Teileinsturz der Pfarrkirche dokumentiert, dem u.a. der Nikolausaltar zum Opfer fiel. Im Jahre 1642 brannte die Jakobuskirche unbekannten Alters anlässlich der Plünderung Jüchens durch die Hessen ab und wurde danach wiederhergestellt. Doch auch dieses Gotteshaus sollte nicht von langem Bestand sein, wie der Jüchener Pfarrer Wilhelm Wolff berichtet: „Am 7. August 1705 erhob sich ein fürchterliches Ungewitter aus Südwesten, verbunden mit dickem Hagel und einem so starken Sturmwinde, wie man nie erlebt hatte. Die Feldfrüchte wurden fast ganz zerschlagen, dicke Bäume gebrochen und entwurzelt niedergeworfen, die Baumfrüchte abgeschlagen, Häuser theils zerstöret...“ Während dieses Orkans fiel der Turm der Pfarrkirche in das Mittelschiff und zerstörte dieses, das Nordschiff wie den Chorraum völlig. Gottesdienste waren nur noch im Südschiff möglich. Der Wiederaufbau des Mittelschiffs erfolgte umgehend, der des Turmes 1708/09. Der Chorraum wurde erst 1729-33 wieder errichtet, das Nordschiff 1737. Die seit fast einem Jahrhundert Stück um Stück neuerbaute Kirche wurde am 25. Oktober 1750 eingesegnet. Im September 1764 stellt der Kölner Generalvikar von Horn-Goldschmidt anlässlich einer Visitation die Baufälligkeit des Südschiffes fest und lässt dieses unverzüglich neu herstellen. Von dieser Kirche sind die Maße überliefert, aus denen man den beklagenswerten „Flickwerk-Zustand“ schon ablesen kann: Die Kirche wies eine Gesamtlänge von 35 Metern auf, sie besaß im Westen einen Turm mit einer Seitenlänge von 7,5 Metern und im Osten einen langgestreckten Chor, der mit einer dreiseitigen Apsis abschloss. Das Gotteshaus wies eine Gesamtbreite von 17,5 Metern auf, wobei das Nordschiff mit einer Breite von 6,75 Metern etwa doppelt so breit war
wie das Südschiff mit 3,75 Metern. 1873 erhält die Kirche von Frau Elisabeth Büchen einen neuen Hochaltar des Kölner Holzbildhauers Mengelberg, der im gleichen Jahr am 21. August durch den Kölner Erzbischof Paulus Melchers konsekriert wurde.
Kurz darauf beginnt Pfarrer Wilhelm Döhler mit einer Instandsetzung des inzwischen wieder schadhaft gewordenen Kirchturmes. Allmählich reift in ihm aber auch die Idee eines Kirchenneubaus. Mit aller Kraft widmet er sich diesem Plan – nicht immer zur Freude seiner Zeitgenossen.
So berichtet der Jüchener Bürgermeister am 22. Dezember 1885 erstmals an den Königlichen Landrat vom Vorhaben Döhlers, die Kirche zu erweitern. Der Bürgermeister stimmt zwar der dringenden Sanierungsbedürftigkeit der Kirche zu, sieht aber für eine Erweiterung keinen Anlass. Im Frühjahr 1888 gründet Pfarrer Döhler einen Kirchbauverein, um das Vorhaben „Sanierung / Erweiterung der Pfarrkirche“ voranzubringen. 1891 berichtet der Bürgermeister an den Landrat, dass „jeder denkende Mensch, dessen Schönheitssinn nicht vollständig abgestorben ist, das Projekt einer teilweisen Vergrößerung der katholischen Kirche von der Hand weisen“ müsse. Kurz darauf eskaliert die Situation und mündet in einen mehr als deutlichen Vermerk an den Landrat: „Die von dem Unterzeichneten mehrfach beantragte Reparatur und Verschönerung der jetzigen Kirche scheitert nur an dem Eigensinn und der Herrschsucht des Pfarrers Döhler. Es ist kaum glaublich, wie dieser Herr in den Sitzungen des Kirchenvorstandes auftritt. In der letzten Sitzung, zu welcher das Protokoll bereits fertig war und die größten Unrichtigkeiten enthielt, beantragte der Unterzeichnete einen Protokollzusatz bezüglich Reparatur der Kirche, worauf der Pfarrer mit der Faust auf den Tisch schlug und schrie: Für Reparaturen würde kein Pfennig bewilligt!“
Am 13. Dezember 1893 wird Lambert Bäumer als Pfarrer an St. Jakobus eingeführt. Er vermochte es, seine Gemeinde vom Neubau einer Kirche zu überzeugen, so dass schon am 21. Juni 1894 der erste Stein zu einer von Regierungsbaumeister Julius Busch (Neuss) entworfenen, neugotischen Kirche gelegt werden konnte. Die feierliche Grundsteinlegung folgte am 05. August 1894. Die Bauarbeiten dauerten bis 1898 an, umfassten aber nur die Errichtung des Chorraumes und eines Teils des Mittelschiffes. Der Turm der alten Kirche stand weiterhin vor dem hohen, neuen Schiff. Das war auch der Plan von Busch, der kurz zuvor im benachbarten Korschenbroich eine ähnliche Lösung konzipiert hatte. Am 18. Oktober 1900 konsekrierte Weihbischof Antonius Fischer aus Köln im Rahmen einer Visitationsreise die Kirche, die mittlerweile reich ausgestattet war.
In den Jahren 1901/02 malte der Kirchenmaler Heinrich Froitzheim Hauptchor und Nebenchöre aus, 1906 erfolgte die Ausmalung der Mittelvierung.
Schon bald stellte sich angesichts schnell steigender Bewohnerzahlen die Frage nach einer abermaligen Erweiterung der Kirche. Da diese durch die Beschaffenheit des Bauplatzes nur nach Westen möglich war, opferte man nun auch den alten Turm. In der Kirchenvorstandssitzung vom 23. August 1909 wurde der Erweiterungsbau beschlossen. Von 1910 – 1912 wurde die Kirche nach den alten Busch-Plänen vom Kölner Architekten Theodor Roß mit zwei weiteren Jochen des Mittelschiffs und einem 67 Meter hohen, viergeschossigen Westturm vollendet.
Die neue Jakobuskirche, eine dreischiffige Hallenkirche, ist 50 Meter lang, weist eine Breite von 20 Metern (im Querschiff 24 Meter) und eine Gewölbehöhe von 17 Metern auf.
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Die Geschichte der Orgeln in der katholischen Jüchener Pfarrkirche beginnt eigentlich erst mit dem Neubau der Kirche in den Jahren 1894-98 und 1910-12. Da der Vorgängerbau der Kirche über Jahrhunderte immer wieder zerstört und aufgebaut wurde, lässt sich vermuten, dass es über Jahrhunderte auch kein qualifiziertes Orgelwerk dort gegeben hat. Weder Heinrich Hubert Giersberg (in seinem Werk „Die Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich“ von 1883) noch Paul Clemen in seinem Werk „Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“ von 1895 berichten von einer Orgel in der Jüchener Jakobuskirche.
Im Archiv der Jakobuspfarre finden sich spärliche Unterlagen für die Jahre 1866 und 1871. Unter dem 30. Mai 1866 macht die Aachener Orgelbau-Anstalt C. Wendt & Heinrichs einen Kosten-Anschlag für die „Umarbeitung der Orgel in der katholischen Pfarrkirche zu Jüchen“. Das vorhandene Orgelwerk eines unbekannten Erbauers war offensichtlich schadhaft geworden. Am 01.Januar 1871 unterzeichnet Pfarrer Döhler einen „Contract“ mit dem Grevenbroicher Orgelbaumeister Heinrich Joseph Köpp zur Stimmung der Orgel in Jüchen über 12 Jahre.
Ungewöhnlich: Seit 1729 gab es in Jüchen die Orgelbau-Werkstatt Daniel Schauten, der aus Flandern an den Niederrhein gekommen war. 1767 hatte dieser ein Orgelwerk für die Kapelle des Schlosses Dyck gebaut, welches später der Neuenhovener Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Georg überlassen wurde; dort erklingt es bis auf den heutigen Tag. Die Orgelbauer-Dynastie Schauten endete mit dem Tode Peter-Joseph Schautens im Jahre 1855. Die Familiengeschichte berichtet von einem Holzhandel, der fortan die Familie ernährte; später stiegen die Schautens auf die Landwirtschaft um. Sollten Schauten und seine Nachfolger für die eigene Pfarrkirche kein Instrument gebaut haben? Ein weiteres Indiz dafür liefert Alfons Weller in seinem „Beitrag zur rheinischen Musikgeschichte” von 1982: In einer umfangreichen Auflistung der Werke und Arbeiten der Orgelbauer Schauten findet sich kein Hinweis auf ein Werk in Jüchen.
Die Geschichte der Jüchener Kirchenmusik setzt erst mit der Gründung eines Pfarr-Cäcilien-Vereins im November 1889 ein. Dieser Chor engagierte sich mit seinen Einnahmen erstaunlicherweise auch für die „Vergrößerung der Orgelbühne“ - was wiederum für eine Orgel in der alten Jakobuskirche spricht.
Wirkliches Licht ins Dunkel der Jüchener Orgelgeschichte bringt erst der Neubau einer Orgel im Jahre 1912. Theodor Roß vollendet in diesem Jahr mit der Errichtung des Kirchturmes den Neubau der Jüchener Jakobuskir-che. Schon im November 1901 hatte der Kaiserswerther Orgelbauer Edmund Fabritius ein Angebot über einen Orgelbau abgegeben. Unter der Verwendung acht vorhandener Register sollte ein 25 Register großes Werk entstehen. Das lässt vermuten, dass die Orgel der alten Jakobuskirche beim Abbruch 1894 demontiert und in den ersten, bis 1898 fertiggestellten Teil der Jakobuskirche übernommen wurde.
1912 schließlich baut die Firma Fabritius eine Orgel in die Pfarrkirche ein, die insgesamt 24 Register umfassen soll; acht sind vorhanden, fünf werden in der Disposition vorgesehen, aber nicht eingebaut, sodass die Orgel am Ende 19 Register umfasst. Im Geist der Zeit begeisterte sich Fabritius für neue, technische Möglichkeiten im Orgelbau und erstellt ein elektrisch traktiertes Instrument, dessen Werke auf zwei Prospekte an den Giebel-wänden der Seitenschiffe aufgeteilt werden. Eine elektrische Windmaschine, ein englisches Fabrikat, wird ebenfalls eingebaut. Der Spieltisch findet seinen Platz mittig auf der Orgelbühne.
Schon nach 27 Jahren Betrieb stellt sich das Fabritius’sche Instrument als nicht besonders qualitätvoll heraus und es treten erste Störungen auf. Ab 1939 holt die Kirchengemeinde von unterschiedlichen Orgelbauern immer neue Angebote für die Umarbeitung / Sanierung bzw. den Neubau einer Orgel für die Jakobuskirche ein. Der Schriftwechsel dieser Jahre zeigt ein teils erschütterndes Spiegelbild der Verhältnisse während der Zeit der natio-nalsozialistischen Diktatur wie des II. Weltkrieges. Besonders lange und ausführlich korrespondiert die Kirchengemeinde mit dem Hellenthaler Orgelbaumeister Josef Weimbs.
Unmittelbar nach Kriegsende werden auch wieder Kontakte mit anderen Orgelbauern aufgenommen, so etwa mit der renommierten Firma Johannes Klais in Bonn. Dieser rät schon 1949 dringend davon ab, Material aus der alten Orgel in einem Neubau zu verwenden. Schließlich gibt es konkrete Vorschläge für den Neubau einer Orgel auch von der Firma Romanus Seifert in Kevelaer.
Am 27.02.1951 begutachtet der Aachener Domorganist Herbert Voß die Fabritius-Orgel in der Jakobuskirche und kommt zu einem vernichtenden Urteil: Der Holzwurm hat sich in Windladen und Pfeifenstöcken breit gemacht, die Membranen des Instrumentes sind porös, einige Register gar nicht mehr spielbar. Voß empfiehlt der Pfarrgemeinde den Neubau einer Orgel.
Nach langen Gesprächen und immer wieder verworfenen Ideen kommt der Kirchenvorstand schließlich zu dem Entschluss, ein mit der Zeit immer weiter ausbaubares Orgelwerk zu beschaffen und das Projekt zunächst mit der Errichtung eines Teilwerkes zu beginnen. Der Bonner Orgelbauer Johannes Klais wird um ein Angebot gebeten, doch der Kevelaerer Kollege Seifert kommt ihm kurz vor Weihnachten 1954 mit einem äußerst günstigen Angebot zuvor. Aus den Briefwechseln lässt sich herauslesen, dass wahrscheinlich die verspätete Reaktion des Aachener Diözesanbaumeisters Alfons Leitl auf einen Gestaltungsvorschlag für das Orgelgehäuse durch Klais diesem letztlich den Auftrag gekostet hat. Der Jüchener Kirchenvorstand beschließt unter dem Datum vom 19.12.1954, die Firma Romanus Seifert (Kevelaer) mit der Errichtung eines neuen Orgelwerkes in St. Jakobus zu beauftragen. Fleißige Sammlerinnen und Sammler des „Jakobus-Bauvereins“ sorgen für die Finanzierung des Projektes, indem sie Monat für Monat sonntags durch die Pfarrgemeinde gehen und an den Türen um Spenden für die neue Orgel bitten. Schließlich stockt der Kirchenchor das Konto für den Orgelbau noch einmal auf und ermöglicht so den Bau dreier weiterer Register für das neue Instrument. Im Sommer 1955 ist es dann soweit: Kirchenchorsänger Heinz Mohren stellt seinen LKW für den Transport der inzwischen fertiggestellten Orgel von Kevelaer nach Jüchen zur Verfügung. Die Orgel wird (unter Verwendung der alten Windmaschine von 1912) in den Turmraum der Pfarrkirche eingebaut. Am 21.08.1955 wird die Orgel eingeweiht und erklingt unter Domorganist Herbert Voß zum ersten Male. Voß schreibt auch das Abnahme-Gutachten für das neue Instrument, das nun 19 klingende Register umfasst. Er empfiehlt der Pfarre, das noch fehlende Rückpositiv mit sieben vorgesehenen Registern baldmöglich zu errichten und so das Gesamtwerk zu vollenden.
1964 legt Orgelbauer Seifert ein Angebot über die Erweiterung der Orgel um ein Rückpositiv vor. Dieses Projekt wurde allerdings (in erster Linie aus finanziellen Gründen) nie in Angriff genommen.
Ab 1981 begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten in der Jakobuskirche, die einen zeitweisen Ausbau des Pfeifenwerkes der Seifert-Orgel erforderlich machten. Von 1990 bis 1997 lagerte das Pfeifenwerk in einer Jüchener Werkstatt. In der Zwischenzeit behalf sich die Pfarrgemeinde mit einer Elektronen-Orgel. 1995 wurde eine 8 ½ registrige Oberlinger Orgel von der Lobbericher Pfarrgemeinde St. Sebastian gekauft.
Im Herbst 1997 fanden sich Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores St. Jakobus bereit, das alte Seifert-Werk wieder aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Unter fachkundiger Anleitung des Organisten-Ehepaares Heidel wurde
die Seifert Orgel wieder aufgebaut und notdürftig für den Spielbetrieb wieder hergerichtet. In einer Stellungnahme vom 02.12.1993 hatte der Orgelbausachverständige des Bistums Aachen, der Mönchengladbacher Münsterkantor Viktor Scholz, festgestellt, dass die Jüchener Orgel in einem desolaten Zustand sei und es dringend eines Ersatz-Instrumentes bedürfe. Eine notdürftige Reparatur sei wohl angezeigt; dennoch dürfe man mit dem Neubau einer Orgel für die Jakobuskirche nicht allzu lange warten. Ausdrücklich wandte sich Scholz gegen die ursprünglich geplante Erweiterung der Orgel. Das System der Registerkanzelle habe sich nicht bewährt und man solle das „unschöne Nachkriegsopus“ nicht noch befördern.
Schon die ersten Gottesdienste mit der wiederaufgebauten Seifert-Orgel zu Ostern 1998 hatten gezeigt, dass dieses Instrument bei weitem nicht in der Lage ist, den Raum der Jakobuskirche zu füllen.
Im Februar 1999 ergab sich eine erste Gelegenheit für den Erwerb eines gebrauchten Orgelwerks für die Jüchener Pfarrkirche.
Bedingt durch den Neubau einer großen Orgel für die Leipziger Thomaskirche stand dort ein Instrument des Potsdamer Orgelbauers Alexander Schuke aus 1966/67 zum Verkauf. Das Werk umfasste 47 Register verteilt auf drei Manuale und Pedal. Aufgebaut auf Schleifladen verfügte die Orgel für die drei Manuale über eine rein mechanische Spiel- und Registertraktur; die Registertraktur für das Pedal erfolgte pneumatisch. Nach dem Urteil des Orgelbausachverständigen für das Bistum Aachen, Kantor Ulrich Peters, hätte die Translozierung des Instrumentes in die Jüchener Pfarrkirche Sinn gemacht. Das Projekt, das einen vollständigen Erhalt des Werkes gesichert hätte, scheitert am Beschluss des Kirchenvorstandes der Leipziger Thomasgemeinde, der den Zuschlag für den Verkauf an die evangelische Mariendomgemeinde zu Fürstenwalde gab. Diese baute sich aus 42 Registern der Leipziger Orgel bis 2005 ein neues großes Werk mit 64 Registern. Das Leipziger Werk ging so unwiederbringlich verloren.
Unabhängig vom Ausgang der Verkaufsverhandlungen in Leipzig hatte die Jüchener Jakobusgemeinde den Beschluss zur Errichtung einer neuen Orgelempore gefasst, da die Empore aus 1954 weder in Ausführung noch in optischer Hinsicht dem Raum der Jakobuskirche angemessen war. Architekt Frank Hespers schuf 1999 eine Stahl-Holzkonstruktion nach den Prinzipien des Brückenbaus. Während der Unterbau seinen technischen Charakter bewahrt, strahlt die in Ahorn gehaltene Brüstung eine dem Raum angemessene Wärme aus. Die Konstruktion der Empore mit einer Gesamtfläche von 62 m² erfolgte vollkommen unabhängig vom Turm, sodass dieser in seiner Statik nicht beeinträchtigt wird.
Zwischenzeitlich war der Zustand der Seifert-Orgel immer schlechter geworden; immer mehr Register waren nicht mehr spielbar, einzelne Töne fehlten ganz. Der Zusammenbruch des Werkes, so der diensthabende Organist Heinz-Jakob Quast im November 2007, stehe unmittelbar bevor.
Nach der Schließung der Herz-Jesu-Kirche im Mönchengladbacher Stadtteil Pesch stand ab April 2007 wieder ein gebrauchtes Instrument zur Verfügung, über das schließlich im Spätherbst 2007 erste Gespräche geführt werden konnten. Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest wurden die Verkaufsverhandlungen zwischen der Eigentümer-Gemeinde St. Josef in Mönchengladbach-Hermges und der Interessenten-Gemeinde St. Jakobus d.Ä. in Jüchen erfolgreich abgeschlossen. So konnte nun die aus 1997 stammende Wilbrand-Orgel der Herz-Jesu-Kirche von der Werkstätte für Orgelbau Heinz Wilbrand unter der Leitung von Orgelbaumeister Heribert Coenen in die Jüchener Jakobuskirche transloziert werden, nachdem u.a. Bernd Godemann, Orgelbausachverständiger des Bistums Aachen, die Translozierung der Orgel nach Jüchen empfohlen hatte. Das Instrument passt, was Größe, Form und Disposition angeht, optimal in die Jüchener Pfarrkirche. Am 14. Januar 2008 begannen die Abbau-Arbeiten unter starker Mithilfe ehrenamtlicher Kräfte aus Jüchen in Pesch. Am 29. Januar war der Transport der Wilbrand-Orgel in die Jüchener Kirche abgeschlossen.
Am 31. Januar 2008 spielte die Seifert-Orgel zum letzten Male zwecks der Erstellung dokumentarischer Ton-Aufnahmen. In den kommenden vierzehn Tagen wurde das Instrument von ehrenamtlichen Helfern demontiert. Bis auf wenige, gut erhaltene Einzelteile und große Teile des Pfeifenwerkes musste die Orgel sachgerecht entsorgt werden. Vom 18.02.-25.04.2008 wurde die Wilbrand-Orgel der ehemaligen Pfarrkirche Herz-Jesu in St. Jakobus, erneut unter starker Mithilfe eines Ehrenamtler-Teams, wiedererrichtet. Die Einweihung des Werkes fand am 17.05.2008 mit der Aufführung der „Messe Solenelle“ cis-moll op. 16 für zwei Orgeln und vierstimmigen, gemischten Chor des französischen Komponisten Louis Vierne statt. Die Leitung des Chores aus Sängerinnen und Sängern der Kirchenchöre Bedburdyck/Gierath und Jüchen sowie zusätzlicher „Projekt-Sängerinnen und -Sänger“ hatte Heinz-Jakob Quast. Die Wilbrand-Orgel wurde gespielt von Elmar Lehnen, Organist der Päpstlichen Marienbasilika zu Kevelaer; an der Oberlinger-Orgel saß Willi Junker, Kirchenmusiker an St. Pantaleon zu Jüchen-Hochneukirch.
Die Geschichte der Wilbrand-Orgel der ehemaligen Pfarrkirche Herz-Jesu zu Mönchengladbach Pesch beginnt im Januar 1992 in Krefeld-Hüls. Dort soll in ein historisches Gehäuse eine neue Orgel eingebaut werden. Das Innenleben, seit 1913 von der Kevelaerer Orgelbaufirma Seifert immer wieder verändert, sowie der Spieltisch des vorhandenen Orgelwerks sollen veräußert werden. Die Herz-Jesu-Gemeinde in Pesch entschließt sich zum Kauf des (nach fachmännischer Auskunft) hervorragenden Materials. Im Mai 1992 wird das Hülser Orgelwerk in Pesch eingelagert. Im März 1995 erhält die Werkstätte für Orgelbau Heinz Wilbrand, Übach-Palenberg, den Auftrag zum Bau der Orgel. Einige Zungenstimmen werden aus der ehemaligen Orgel der Odenkirchener Laurentiuskirche zugekauft; sieben Register werden vollkommen neu erstellt. Im November 1995 beginnen die Vorarbeiten zum Orgelbau in der Pescher Pfarrkirche, die eigentlichen Arbeiten an der Orgel starten im Januar 1996. Am 01.04.1997 beginnt die Intonation der Orgel, am 18.05.1997 ist die Einweihung mit einem Konzert des damaligen Windberger Organisten Elmar Lehnen.
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