Öffnungszeiten
Mo – Fr 9-12 Uhr; Do auch 15-18 Uhr
Mitarbeiterinnen:
Regina Peiffer (Sekretariat) / Manuela Printzen (Sekretariat) / Hedwig Schladt (Kirchenbuchführung)
Im Jahre 1257 tritt Gierath unter dem Namen „Gerode“ in das Licht der Geschichte. (Dechant Giersberg äußert in einer handschriftlichen Randnotiz seines Buches „Die Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich“ von 1883 zwar die Vermutung einer früheren Nennung Gieraths in 1209; diese wird aber von der weiteren Heimatgeschichtsforschung nicht übernommen.) Zu dieser Zeit war Stiftsherr Johannes von Renneberg an St. Andreas zu Köln Pfarrer von Gierath. Für ihn versah ein gewisser Priester Gerhard die Seelsorge und den Gottesdienst in Gierath. Graf Wilhelm V. von Jülich schenkt 1348 das Gierather Patronat dem von ihm neugegründeten Stift Nideggen. Das Stift verleibt sich 1357 auch die Kirche ein und trägt seither auch die Baulast.
Ein eigenes Kapitel der Gierather Kirchengeschichte stellt das Zeitalter der Reformation in den Wirren unmittelbar vor dem 30-jährigen Krieg dar. 1610 schlossen sich die wenigen Protestanten der Gegend um Gierath der evangelischen Gemeinde in Grevenbroich an. Unter ihnen war auch der damalige Besitzer des Hauses Bontenbroich, ein Herr von Klaitz. Bereits am 13. März 1614 predigt der protestantische Prediger Philipp Eilbracht erstmals öffentlich in der Gierather Pfarrkirche. Doch mit dem Übertritt des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm zum Katholizismus ändern sich die Verhältnisse grundlegend. Ende August 1614 rücken die Spanier unter ihrem General Spinola auf Grevenbroich vor und vertreiben die Protestanten aus der Stadt. Der protestantische Gottesdienst dort wird vollkommen aufgehoben. 1615 kommt der Prediger Sergius Pöppinghaus aus Mönchengladbach nach Bontenbroich und hält dort einen ersten Privatgottesdienst für die Familie von Klaitz und ihre Dienstboten. Das wurde schnell bekannt, und so fanden immer mehr der aus Grevenbroich vertriebenen Protestanten den Weg nach Bontenbroich, sodass der Raum dort schnell nicht mehr ausreichte. 1615 schließen Spanien und Holland einen Waffenstillstand, der dazu führte, dass die spanischen Truppen teils abzogen oder aber eben nicht mehr aktiv gegen die Protestanten vorgingen. So hinderten sie auch nicht den Junker von Klaitz daran, die nahegelegene Pfarrkirche von Gierath durch seine Dienstleute mit Waffengewalt in Besitz zu nehmen. Giersberg berichtet noch von einer „mündlichen Überlieferung“, nach der der Übernahme der Pfarrkirche in Absprache mit dem katholischen Pfarrer ein zeitweiliger „Simultangebrauch“ von Katholiken und Protestanten vorausging. Am 9. April 1621 endet der spanisch-holländische Waffenstillstand, und so brach auch Spinola wieder auf, die alten, von den Generalstaaten im Jülicher Bereich besetzten Gebiete wieder einzunehmen. Diesen Umstand nutzten die Gierather Katholiken, ihre Kirche wieder in Besitz zu nehmen. Die genauen Hergänge sind dokumentiert: So zog die Elsener Fronleichnamsprozession mit den Gierathern vereint nach Gierath, drang während der Predigt von Pöppinghaus in die Kirche ein, jagte die Protestanten hinaus und feierte „nach alter, katholischer Weise das Hochamt“. Bis Ende des 18. Jahrhunderts zog im Gedenken an diese Begebenheit die Elsener Fronleichnamsprozession aus diesem Grunde stets bis nach Gierath. Die katholischen Christen blieben nach der Vertreibung der Protestanten in Besitz der Kirche; die Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 schützten die Besitzverhältnisse zwar, doch gab es immer wieder Bestrebungen der Protestanten, wieder in den Besitz der Gierather Kirche zu kommen, so zuletzt 1654, wie es im Protokollbuch des Kirchenvorstandes der reformierten Gemeinde Kelzenberg vermerkt wurde. Danach hatte es eine Eingabe an den Grafen von Hambach gegeben, der eindeutig feststellte, dass, wenn die Protestanten 1651 im Besitz der Kirche gewesen wären, sie diese behalten dürften; anderenfalls habe man sich nach Düsseldorf zu wenden, da von Hambach danach nicht mehr davon berührt werde. Bemerkenswert aus dieser Zeit ist ein Vertrag vom 05. Dezember 1683 über die Mitbenutzung des Friedhofes sowie der Glocken der Pfarrkirche zu Beerdigungen durch die protestantischen Mitchristen – erste, ganz frühe Schritte eines ökumenischen Miteinanders.
Seit alters her gehörte die Pfarrgemeinde Gierath zum Landdekanat Bergheim des Erzbistums Köln. Im Jahre 1804 kam Gierath in den Kanton Elsen des durch Napoleon neu errichteten Bistums Aachen. Von 1827 bis 1925 gehört die Martinusgemeinde zum Dekanat Grevenbroich, Erzbistum Köln. Seit 1925 zählt Gierath zum Dekanat Hochneukirch, das 1930 in das wiedererrichtete Bistum Aachen eingegliedert wurde. Seit 2007 ist die Pfarrei Gierath Teil der Gemeinschaft der Gemeinden Jüchen, die das Dekanat Hochneukirch ablöste.