Pfarrei St. Martin Bedburdyck

Gemeinsames Katholisches Pfarramt Jüchen

für die Kirchengemeinden St. Martinus Bedburdyck, St. Martinus Gierath, St. Jakobus d.Ä. Jüchen und St. Georg Neuenhoven

Rektor-Thoma Str. 10
41363 Jüchen

Öffnungszeiten
Mo – Fr 9-12 Uhr; Do auch 15-18 Uhr

Mitarbeiterinnen:
Regina Peiffer (Sekretariat) / Manuela Printzen (Sekretariat) / Hedwig Schladt (Kirchenbuchführung)

Kirche Bedburdyck Hochaltar (c) Ulrich Clancett

Zur Geschichte der Pfarrei St. Martinus Jüchen-Bedburdyck

Die Erforschung der frühen Geschichte von Bedburdyck leidet unter der Schwierigkeit, dass der im Mittelalter Bedebure genannte Ort erst spät seinen Zusatz -dyck erhalten hat und von gleichlautenden Orten, namentlich dem nahen Bedburg, nur selten eindeutig zu unterscheiden ist. So muss offen bleiben, auf welchen der beiden Orte die ersten kirchlichen Nachrichten, nämlich die Erwähnung eines Kirchspielpfaffen Hermann im Jahre 1204 und einer Pfarrkirche 1222 in dem Kommentar des Prümer Urbars durch Caesarius von Myllendonk, zu beziehen sind. Den ersten sicheren schriftlichen Beleg einer Pfarrkirche bietet erst der um 1300 niedergeschriebene Liber Valoris. Gleichwohl ist ein bedeutend höheres Alter unzweifelhaft, worauf schon das Patronat des Hl. Martin schließen lässt. Pfarrkirchen mit diesem Schutzpatron gehen meist in fränkische Zeit zurück. Legendär ist allerdings die Gründung der Kirchen im hiesigen Raum durch den hl. Suitbertus, den Gründer der Abtei Kaiserswerth. Auf Betreiben der hl. Plektrudis soll im Sterbejahr von Suitbertus (714) in Keyenberg eine Holzkapelle entstanden sein. Daran knüpft sich die Vermutung, dass gleiches ebenfalls um diese Zeit in zahlreiche Ortschaften der Umgebung geschah. 1985 gelang es Karl L. Mackes die dieser Legende zugrundeliegende „Begriffsbestimmung der Herrlichkeit Keyenberg“ des dortigen Pfarrers Matthias Claeßen von 1720 von als Fälschung zu entlarven.

Der mächtige, viergeschossige Wehrturm, den Kunsthistoriker in die zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts datieren, ist als Teil einer Kapelle schlecht vorstellbar und durch sich selbst eine steinerne Urkunde für eine Pfarrkirche. Dem Bau des Turmes ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein älteres Schiff vorausgegangen, wie die Gliederung des Turmes zeigt. Die untere Partie der Ostfront war wohl ursprünglich der Westabschluss eines Schiffes, da die Ostwand des Turmes darüber leicht zurücktritt. Skepsis muss aber angemeldet werden, ob die 1898 im Turmkreuz entdeckte Jahreszahl 1100 authentisch und nicht spätere Zutat ist.

Bemerkenswert ist die außerordentlich lange Siedlungskontinuität des Kirchplatzes. Eine um 1870 von Pfarrer Giersberg in der Friedhofstreppe entdeckte Herkulesstatue (heute in der ehemaligen Volksschule Bedburdyck), der aus dem Friedhof ergrabene römische Sandsteinsarkophag (aufgestellt in der 1925 errichteten Kriegergedächtniskapelle) sowie die im Turm sekundär vermauerten römischen Ziegel belegen eine frühe heidnische Kult- und Begräbnisstätte.

Entstanden ist die Kirche als Eigenkirche des benachbarten Hofgutes, jetzt Kirchgrabenhof genannt, den die Herren von Dyck besaßen. 1351 verschenkte Konrad von Dyck das „seinen Vorfahren seit altersher“ zustehende Patronatsrecht dem Kölner Domkapitel, das noch im selben Jahr die Pfarrkirche der Domkustodie inkorporierte. Doch haben die Herren von Dyck längstens ein Jahrhundert später das Patronatsrecht auf nicht bekanntem Wege zurückerhalten.

Während des 16. Jh. war Bedburdyck ein Zentrum der Reformation. Graf Johann IX. von Dyck hatte schon 1543 die Pfarrer seiner Herrschaft zu lutherischem Kirchenzeremoniell aufgefordert. Unter Pastor Thomas Merkelbach (1567-1587), Vertrautem und persönlichem Sekretär der Gräfinwitwe Elisabeth von Henneberg, wurde fast das gesamte Dycker Land protestantisch. Nach dem Tode der Gräfin vollzog ihr Sohn Graf Werner allerdings wieder eine radikale Kehrtwendung zum Katholizismus, nicht ohne massiven äußeren Druck. 1583 suchte der Glaubenskrieg auch Bedburdyck heim. Im September fielen Truppen des Grafen v. Neuenahr in den Ort ein und brannten die erst kurz zuvor im Jahre 1576 renovierte Kirche bis auf den Turm und die Grundmauern ab. In den Flammen fanden zahlreiche in das Gotteshaus geflüchtete Bewohner den Tod.

Die älteste bekannte Darstellung der Kirche auf einer Karte der Deutschordensherrschaft Elsen von 1536 zeigt das noch unversehrte Gotteshaus. An den hohen Westturm lehnte sich ein kleines, einschiffiges Langhaus mit niedrigerem abgesetztem Rundchor. Fortan blieb die Kirche rund zwei Jahrhunderte lang, nur notdürftig geflickt, in einem sehr verwahrlosten Zustand, wie mehrfache Quellen belegen. 1596 wird die Kirche als »verwüstet« bezeichnet, 1698 die Baufälligkeit des Schiffes moniert. 1767 beklagte Pfarrer Wiesen, dass die Kirche noch immer nicht wiederhergestellt und die Einwohnerschaft wegen des großen Dorfbrandes im Jahre 1766 dazu finanziell außerstande sei. Erst 1773 erbarmte sich Graf Johann Franz der ruinösen Kirche, ließ das alte Langhaus niederreißen und den heutigen, einschiffigen Backsteinsaal errichten.

Im Herbst 1774 konnte das größtenteils aus Mitteln des gräflichen Hauses wiederhergestellte Gotteshaus eingesegnet werden. Zur selben Zeit bekam der Turm im Westen seinen Portalvorbau. Das Patronatsrecht der Dycker Grafen symbolisiert ihr Wappen über der in der Südwand des Schiffes eingelassenen „Grafentür“. Wiederholt hat die Kirche ihren Innencharakter durch verschiedene Farbgestaltungen gewechselt. Die Barockausmalung ersetzte 1884-1886 der Grevenbroicher Kirchenmaler Heinrich Schildmacher durch einen bilderreichen Ölanstrich. Er musste 1932/33 einer einheitlichen Übermalung in kräftigem Rot durch die Kölner Firma Hertel weichen. Seine heutige Gestaltung erhielt das Langhaus während der Renovierung 1951, als Wände und Spiegelgewölbe in zarten Pastellfarben abgesetzt wurden. Seit 1962 besitzt die Kirche neue Fenster aus grau-grünem Antikglas. Am romanischen Kirchturm hatten sich 1926 gefährliche Risse gezeigt, die in einer umfangreichen Restaurierung 1929 beseitigt werden konnten. Nach Entfernung des im 19. Jahrhundert aufgetragenen Zementputzes konnte die recht seltene Schichtung von rheinischem Tuff und Liedberger Quarzitsandstein freigelegt werden, die auch nach der Konservierung sichtbar blieb. Überraschende Ergebnisse zeitigte auch die große Restaurierung 1962. Anhand von Originalbefunden des 18. Jh. konnte nachgewiesen werden, dass der spätbarocke Schiffskörper außen einen leuchtend roten Schlämmanstrich mit Zeichnung der Ziegelflächen besessen hatte, der nach seiner Wiederherstellung in der ursprünglichen Fassung der Bedburdycker Kirche ihre jetzige unverwechselbare Ausstrahlung verliehen hat.

1804 wurde Bedburdyck Pfarre im Kanton Elsen des neuen Bistums Aachen. Im wiedererrichteten Erzbistum Köln kam 1827 die Pfarre zum neuen Dekanat Grevenbroich und 1925 zum neugegründeten Dekanat Hochneukirch. 1856 wurde Neuenhoven von Bedburdyck abgetrennt und zur Pfarre erhoben. Seit 2007 gehört die Bedburdycker Martinuspfarre zur Gemeinschaft der Gemeinden Jüchen, die das Dekanat Hochneukirch abgelöst hat.

Kirche St. Martin Bedburdyck

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