Gottes Sehnsucht ist der Mensch

4. Was ist gesundes geistliches Leben und was nicht?

Spiegelbild Baum (c) Christoph Berthold
Datum:
Do. 1. Juli 2021
Von:
Christoph Berthold

Gottes Sehnsucht ist der Mensch meint Augustinus. Und will damit sagen, Gott sehnt sich aus Liebe zu seinen Geschöpfen – den Menschen. Um tiefer in diese Liebe einzutauchen, haben unzählige Christen seit 2000 Jahren versucht, durch Gebet und Meditation ihrer Sehnsucht nach Gott Ausdruck zu geben - auf verschiedensten Wegen. Besonders intensiv und sichtbar im monastischen Leben der verschiedenen Ordensgemeinschaften. Franziskanerinnen, Dominikaner, Zisterzienser, Steyler Ordensschwestern – alle in unterschiedlichen Ausprägungen ihrer Ordensregeln. Aber auch „normale“ ChristInnen probieren geistliche Wege, wie z.B. Exerzitien im Alltag, Rosenkranzgebet, Bibelgruppen. 

Was kennzeichnet ein gesundes geistliches Leben?

Kriterien für (un-) gesundes geistliches Leben

Es darf dabei nicht um Weltflucht aus Lebensangst gehen – wie man manchen Nonnen und Patres unterstellt, die in einen Orden eintreten, weil sie „keinen abbekommen haben“, „total weltfremd“ oder „lebensunfähig“ sind. Sondern es geht darum, eine intensive Gemeinschaft mit Gott zu haben und eine besondere Kraft zum Leben im Glauben zu finden. Es geht nicht primär darum, eine „fromme Helene“ zu werden. Auch nicht um meditative Versenkung in eine falsch verstandene frömmelnde Innerlichkeit. Beides wäre eine falsche Motivation, da aus innerer oder äußerer Not entstanden. Es geht nicht um Flucht vor dem Leben. Eher schon um ein alternatives Lebensmodell mit Gott als Lebensmittelpunkt. Vor allem geht es um das, was die großen Vorbilder des Glaubens geistliches Leben nennen: um eine Antwort auf den Ruf Gottesum die eigene BERUFUNG.

Da kam der HERR, trat heran und rief wie die vorigen Male: Samuel, Samuel! Und Samuel antwortete: Rede, denn dein Diener hört. Bibel – Einheitsübersetzung 2016 (1.Sam 3,10)

Der junge Samuel ist quasi Auszubildender des alten, erfahrenen Tempelpriesters Eli. Im Schlaf hört Samuel dreimal einen inneren Ruf. Eli erkennt: es handelt sich um den Ruf Gottes. Erst als Samuel ja dazu sagt, sich ganz in den Dienst Gottes zu stellen, unterschreibt er damit seine Berufung.So enthält die Berufungserzählung Samuels zwei Dinge:

Erstens ist es oft ein (lebens-) langer Lernprozess, um unter all den  Stimmen, Gottes Ruf zu hören. Zweitens kann die Antwort viel Mut erfordern und auch Frustrationspotential beinhalten. Seiner Berufung nachzugehen ist schön und schwer zugleich.

Der eigenen Berufung nachzuspüren und ihr treu zu bleiben – darum geht es im „geistlichen Leben“. Die Sehnsucht nach dem „Mehr“ im Leben, nach mehr „Tiefe und Sinn“, ist dabei ein wichtiger innerer Impuls.

Gottes Stimme ist vielleicht sehr leise, doch immer mit den Augen und Ohren des Herzens vernehmbar: „Man sieht nur mit dem Herzen gut – das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!“ (Antoine de Saint-Exupéry, * 29.6.1900 / † 31.7.1944)

Bist Du bereit, den Ruf Gottes zu hören, um deine Berufung zu finden?

Gebet:

Jesus, du rufst mich, dir nachzufolgen.

Gib mir so ein offenes Herz, um den Ruf Gottes zu spüren.

Schenke mir durch den Heiligen Geist eine lebendige Spiritualität.