GETAUFTE SIND GEISTLICHE

3. Als "Geistliche" leben?

Wegesrand (c) Christoph Berthold
Datum:
Di. 1. Juni 2021
Von:
Christoph Berthold

Das „Allgemeine Priestertum“ aller Getauften gründet in der Taufe und wird durch dieses Sakrament bewirkt. Die Taufe verleiht eine besondere Würde und gliedert in die Kirche ein. Die Taufe wird durch die Firmung vollendet, sodass die Gefirmten „zum heiligen Priestertum geweiht“ sind. Dieses Priestertum der Gläubigen vollzieht sich durch die Taufgnade im Glaubensleben unter Inspiration des Heiligen Geistes – so die Lehre der Kirche.

Ja, das klingt sehr theologisch - und was ist damit genau gemeint?

Etwas Erstaunliches: Du bist als getaufte/r ChristIn ein/e Geistliche(r)! Hättest Du das gedacht? Keine Sorge, du musst darum nicht gehorsam, arm und enthaltsam leben, wie es ein Zölibat (noch) vom geweihten Priester verlangt. Gemeint ist: es geht um das Verhältnis von Volk Gottes und Amtspriestertum. Das gemeinsame Priestertum der Gläubigen und das Priestertum der besonders Geweihten (d.h. das hierarchische Priestertum), unterscheiden sich natürlich. Hier die „Laien“ (ein schreckliches Wort, so als ob damit laienhaft = stümperhaft gemeint sei) – dort die Amtsträger. Doch geht beides auf das Priestertum Christi zurück. Das 2. Vatikanische Konzil spricht daher insbesondere von der "Taufweihe". 

Wozu sind nun alle Getauften/Gläubigen geweiht?

Diener vor Hochwürden oder Knicks vor Eminenz (= Klerikalismus früherer Zeiten) - war einmal. Gläubige und Priester befinden sich auf Augenhöhe. Die Getauften besitzen „priesterliche“ Würde. Sie haben in der Kirche Pflichten und Rechte und durch die Taufe eine Sendung. Aufgrund ihrer Taufwürde am Leben des Gottesvolkes mit zu bauen, um so am Kommen des Reich Gottes mitzuwirken. Amtspriester sollen diesen geistlichen Auftrag nicht durch Machtmissbrauch aushebeln, sondern Charismen und geistliche Gaben fördern/stärken – auch wenn sie eine sakramentale Priesterweihe mit spezifischem Amt haben.

Worin besteht das Wesen des „geistlichen Lebens“?

In der Urkirche wurden die „Christani“ von der Umwelt als „Menschen des neuen Weges“ bezeichnet. Paulus nannte noch a l l e Christen „Kirche der Geistlichen“. Im 4. Jahrhundert machte Kaiser Konstantin die christliche Religion zur Staatskirche. Hinzu kamen dann mehr Menschen, die zwar Christen wurden, aber nicht alle wirklich danach lebten. So entstanden zwei Gruppen: die, welche (intensiv) nach dem Geist des Evangeliums lebten. Aus dieser Gruppe entwickelten sich die Gemeindevorsteher - Priester - Bischöfe und so kam es vereinfacht gesagt zur Entwicklung von Ämtern mit (Berufs-) Geistlichen. Und derjenigen, die mehr oder weniger „normal“ christlich lebten. 

Für alle gilt aber eine gemeinsame Basis: Glauben und Leben sollen fruchtbar werden und deutlich sichtbar erkennen lassen, „wes Geistes Kind“ man ist. Macht dich dein Glaube freier, glücklicher, mutiger, hoffnungsvoller und stärker? Dein Christsein ist nicht zu Ende mit einem Taufschein. Im Gegenteil: mit deiner Taufe fängt das Christenleben erst an. Was du daraus machst, ist deine „geistliche“ Aufgabe. Christsein wird man nicht primär durch Theorie und Lehre – Christsein braucht lebendige Praxis. Alle Getauften sind GEISTLICHE.

Lebst du so, dass andere spüren können – Du bist Christ / Christin?

Gebet:

Gott lass die Kirche neu wachsen und aufblühen – auch durch mich.