Brot = „das Lebensnotwendige“
Ich freue mich immer auf Dienstag. Dienstags gibt es das Original Eifler Sauerteigbrot auf dem Wochenmarkt in Odenkirchen. Ganz frisch – und es bleibt eine Woche lang frisch. Es ist unser Lieblingsbrot: unnachahmlich im Geschmack und nach alter Tradition mit echtem Sauerteig gebacken.
Mein Vater stammte noch aus der Kriegsgeneration. Vertreibung und Flucht aus Schlesien, russische Kriegsgefangenschaft und Hunger. Er hat am eigenen Leib erlebt, was Hunger bedeutet. Vor dem Anschneiden hat er in jedes Brot mit dem Messer ein Kreuz geschnitten und es gesegnet. Essen konnte er niemals einfach so im Müll entsorgen. Wenn ich etwas nicht essen mochte, meinte er: „Hoffentlich kommen nie Zeiten, in denen du froh wärst, etwas zu essen zu haben.“
Diese Art Not kann man heute kaum nachvollziehen. Im Supermarkt sind die Regale übervoll. Sicher gibt es Menschen, die in auf jeden Cent achten müssen, nur durch die Tafel ihren alltäglichen Bedarf decken können…
Die Vaterunser Bitte um`s Brot erinnert daran, dass das Lebensnotwendige etwas ist, was nie selbstverständlich sein sollte. Sondern immer ein Grund, Gott dankbar zu sein. Erweitert man den Begriff „BROT“ als Symbol für alles Lebensnotwendige, fängt diese Bitte an, BROT neu zu buchstabieren: Brot, Rücksichtnahme, Orientierung, Treue, Frieden, Liebe, Hoffnung, Arbeit, Gerechtigkeit. Noch mehr erweitert geht es um das, was Jesus besonders wichtig war – das Reich Gottes. Also das Lebensnotwendige nicht nur für den Körper, sondern für Herz und Seele.
Satte beten anders als Hungrige. Daher ist auch das „unser“ wichtig. Es kann nie um mein Wohl allein gehen. Die Ungerechtigkeit in unserem Land und viel mehr weltweit – wo es so oft am Lebensnotwendigen fehlt, Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden – ist weder gottgewollt noch Gottes Schuld. Daran ist ein rücksichtloses Wirtschaftssystem schuld. Und das haben die Profiteure zu verantworten. Wenn wenige Superreiche in der Coronakrise absahnen und ihren Reichtum astronomisch steigern, ganz Viele aber am Existenzminimum rumkrebsen, ist dies zutiefst ungerecht. Auch der Umgang mit unserer Umwelt liegt in menschlicher Verantwortung. Da sind wir selber mit im Spiel.
So ist die Bitte um Brot recht verstanden der Wunsch, nach einer dankbaren Beziehung zu Gott, der in Jesus sagt:
„Ich bin das Brot des Lebens!“ (Johannes 6,35, aus Bibel - Einheitsübersetzung 2016)
Was brauchst du wirklich zum Leben?
Vater unser… unser tägliches Brot gib uns heute.