Das Vater unser

6.5 Vater unser...wie im Himmel so auf Erden

Datum:
Di. 1. Feb. 2022
Von:
Christoph Berthold

Himmel auf Erden

Wäre das nicht wunderbar – den Himmel auf Erden zu haben? Leider gelingt das – wenn überhaupt – nur kurz.  Jeder war schon mal verliebt. Jeder weiß, das rosarote Glücksgefühl hält nicht ewig an. Irgendwann kommt der Alltag.

 

 

Was ist mit „Himmel auf Erden“ gemeint?

Himmel - das ist ein Bild für Gottes Bereich, das alle menschlichen Vorstellungen von Raum und Zeit sprengt. Der Himmel Gottes ist nicht ein OBEN, sondern das ÜBER-ALL.

In einer Geschichte wird erzählt, wie ein Mensch in Hölle und Himmel blickt. Zunächst sieht er Menschen in einem Raum an einer Tafel mit wunderbaren Speisen. Leider sind sie alle dünn und abgemagert. Es gibt nur lange Löffel. Jeder versucht, das beste Stück der Speisen für sich zu ergattern. Aber keiner schafft es, sich mit dem langen Löffel auch nur einen kleinen Teil in den Mund zu stecken.

Im anderen Raum sind die Menschen gut genährt, obwohl alles gleich ist. Mit einem entscheidenden Unterschied: hier füttern sich die Menschen gegenseitig mit den langen Löffeln.

Himmlisch ist also keine Orts- eher eine Zustandsbeschreibung, eine Haltung. Vom Himmlischem reden wir, wenn etwas uns über uns selbst hinausführt - in neue, bisher nicht gekannte Spären. Himmel steht für die Grenzenlosigkeit und Offenheit Gottes. Gott, der in  Jesus Christus voll und ganz irdisch, ganz Mensch wird. Als Auferstandener zeigt er sich als Gott der des Himmels und der Erde. Gott zwischen Diesseits und Jenseits. 

Wenn du so betend zum Himmel blickst, dann kannst du – so meint es diese Vaterunser Bitte - Durchblick in den Unklarheiten deines Lebens finden. Damit öffnet sich deine Sehnsucht nach „himmlischen Leben“ schon auf Erden. Weil Irdisches, Innerweltliches aufbricht im Vertrauen auf eine höhere Wirklichkeit. Das ist, was Mystiker wie Angelus Silesius meinen mit „der Himmel ist in Dir – suchst Du ihn anderswo, du fehlst ihn für und für“.

Das Vaterunser - unter dem Himmel Gottes auf der Erde gesprochen –spricht davon, dass Himmel und Erde verbunden sind durch das Gebet.

„Du Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich. Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Wo doch schon der Himmel und aller Himmel Himmel dich nicht fassen können, geschweige denn dieses Haus, das ich gebaut habe? Wende dich doch dem Gebet und Flehen deines Knechts zu. " (1. Könige 8,22ff, aus Bibel - Einheitsübersetzung 2016)

Hast du schon Momente eines „Himmels auf Erden“ erlebt?

Gebet:

Vater unser… wie im Himmel – so auf Erden.