Credo

3.4 - Vergebung der Sünden

Beichtstuhl (c) Walter Nett, pfarrbriefservice.de
Datum:
Mo. 1. Juli 2024
Von:
Christoph Berthold

Vergebung der Sünden

Woran denkt man bei diesem Vers? Ans Endgericht? An Beichte? Alles nicht falsch, doch es geht in Wirklichkeit zuerst um die Taufe.

 

Warum? Weil das Credo ursprünglich das Glaubensbekenntnis der Täuflinge war. In den ersten Jahrhunderten galt die Taufe als Beginn eines neuen Lebens für Erwachsene – denn nur diese wurden anfangs getauft. So war Taufe die Abkehr vom alten Leben und der Beginn des neuen Lebens als ChristIn. Zentraler Bestandteil der Taufe ist die Wassersymbolik: Die Täuflinge stiegen nackt ins Taufbecken, tauchten unter zum Zeichen dafür, dass jede Schuld abgewaschen ist (das alte sündige Leben vorbei ist), und kleideten sich anschließend in ein reines weißes Gewand. Bildlicher kann man die Vergebung der Sünden und den Beginn des neuen Christenlebens nicht darstellen.

Im Credo ist das unmissverständlich formuliert: „Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.“ Klar war den Menschen damals auch: Die Vergebung der Sünden ist eine einmalige Angelegenheit – weshalb manche die Taufe auf das Sterbebett verlegten. Alle anderen spürten hingegen schmerzhaft: Das neue weiße Kleid wird schnell grau, denn auch Getaufte sündigen weiter.

Aus genau dieser Erfahrung heraus entwickelte sich das Sakrament der Buße als, wie der Theologe Schneider schreibt, „rettende Planke für jene, die auch nach der Taufe Schiffbruch erlitten“. Anknüpfungspunkt war der Umgang Jesu mit Sünderinnen und Sündern. Die Vergebung zu zusprechen übertrug sich als Aufgabe auf die Kirche. „Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen“ (2. Korintherbrief 5,20).

Befreiend ist Jesu Umgang mit der Schuld: er spricht Fehlverhalten deutlich an, verurteilt aber beispielsweise nicht die Ehebrecherin auf ewig und immer, sondern sagt “Geh hin und sündige fortan nicht mehr“. Jesus sagt auch den schönen Satz: „Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!“

Mir gefällt übrigens, dass es beim Umgang mit Schuld nicht nur um die Dinge geht, die man falsch gemacht hat (= negativer Aspekt), sondern auch um das, was man an Gutem nicht getan hat.

Sündenvergebung ist Entlastung: manchen fällt ein Stein vom Herzen.

Sündenvergebung ist Ermutigung: man kann ganz neu anfangen, das Fehlerkonto wird auf null gesetzt - quasi ein Neustart ohne Altlasten.

Sündenvergebung ist Hoffnung: man muss nicht perfekt sein, die Aussicht auf eine (himmlische) Zukunft wird nicht dauerhaft versperrt durch Lüge, Seitensprung, Diebstahl…

„Petrus trat zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben-genügt es 7-mal? Jesus sprach: Ich sage dir, nicht 7-mal, sondern 70-mal 7-mal."  

 

Gebet / Meditation /Impuls:

Also du hast, niemandem etwas getan?

Auch nichts Gutes? Nichts umsonst und ohne Grund, nur so aus Liebe?

Also du hast niemanden umgebracht?

Auch nicht um seinen guten Ruf um seinen Schlaf

um seinen Glauben gebracht?

Also du hast niemanden betrogen?

Auch nicht um die Hoffnung, in dir vielleicht einem wirklichen

Christen zu begegnen und Gottes Nähe zu erfahren?

 

 (Lothar Zenetti, in: sieben Farben hat das Licht, München 1975, S.98)