Warum soll die Kirche heilig sein, wo doch unfassbar viel Unheiliges in ihr lebt? Antwort: Weil der Heilige Geist von allem Unheiligen nicht totzukriegen ist.
Anders gesagt: Die Kirche ist von Gott her so heilig, dass das Bodenpersonal das nicht zerstören kann. Das zeigt gerade heute in der größten Kirchenkrise seit Jahrhunderten genauso, dass wir uns Kirche nicht kaputtmachen lassen sollten. In der Kirche – in Sakramenten, Verkündigung, caritativen Handeln – steckt so viel von Gottes Geist, dass sie heilig ist und bleibt. Was im Übrigen nicht dazu führt, dass ihre Sündigkeit – zu der jeder von uns mehr oder weniger beiträgt – egal ist; sie ist im Gegenteil umso schmerzlicher. Zum Wort „katholisch“: es ist nicht konfessionell gemeint, sondern „Katholikos“ (griechisch) heißt „das Allgemeine“; „kath‘olon“ übersetzt man mit: „zusammen, eins sein“ - ein Bekenntnis zur Einheit der Christen.
Also eigentlich missverständlich formuliert - aber ökumenisch gemeint.
Die Kirche Christi sei:
Eine einladende Kirche.
Eine Kirche der offenen Türen.
Eine wärmende, mütterliche Kirche.
Eine Kirche des Verstehens und Mitfühlens,
des Mitdenkens, des Mitfreuens und Mitleidens.
Eine Kirche, die mit den Menschen lacht und mit den Menschen weint.
Eine Kirche, der nichts fremd ist und die nicht fremd tut.
Eine menschliche Kirche, eine Kirche für uns.
Eine Kirche, die wie eine Mutter auf ihre Kinder warten kann.
Eine Kirche, die ihre Kinder sucht und ihnen nachgeht.
Eine Kirche, die die Menschen dort aufsucht, wo sie sind:
bei der Arbeit und beim Vergnügen,
beim Fabriktor und auf dem Fußballplatz,
in den vier Wänden des Hauses.
Eine Kirche der festlichen Tage und eine Kirche des täglichen Kleinkrams.
Eine Kirche, die nicht verhandelt und feilscht,
die nicht Bedingungen stellt oder Vorleistungen verlangt.
Eine Kirche, die nicht politisiert. Eine Kirche, die nicht moralisiert.
Eine Kirche, die nicht Wohlverhaltenszeugnisse verlangt oder ausstellt.
Eine Kirche der Kleinen, der Armen und Erfolglosen,
der Mühseligen und Beladenen, der Scheiternden und Gescheiterten
im Leben, im Beruf, in der Ehe.
Eine Kirche derer, die im Schatten stehen,
der Weinenden, der Trauernden.
Eine Kirche der Würdigen,
aber auch der Unwürdigen,
der Heiligen, aber auch der Sünder.
Eine Kirche - nicht der frommen Sprüche,
sondern der stillen, helfenden Tat.
Eine Kirche des Volkes.
aus: Franz Kardinal König (1905 - 2004) in seinem Schlusswort zum Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils am 8. Dezember 1965