Credo

2.10 - Jesus, aufgefahren in den Himmel

Darstellung Himmelszelt (c) Uni Greifswald
Datum:
Mo. 1. Jan. 2024
Von:
Christoph Berthold

Wieder ein abgehobenes Bild: der Himmel als Wohnort Gottes – aus der antiken Vorstellung eines dreigeteilten Weltbildes.

Gott da oben – die Lebenden in der Mitte – die Toten ganz unten… alles ein himmlisches Räderwerk aus Gottes Hand und Plan. Braucht es mehr?

In Jerusalem – eingedrückt in einen Felsen – wird der Fußabdruck Jesu sichtbar, mit dem er sich in den Himmel aus aller Erdenschwere abgedrückt haben soll. Kein Scherz.

Erst wenn man sich nicht auf das dreistöckige Weltbild der Antike einlässt, gewinnt die Himmelfahrt ihre tiefere symbolische Bedeutung zurück. Wie oft hat diese Symbolik Vorbilder und fällt nicht einfach vom Himmel. Mose wird nach seinem Streben aufgehoben zu Gott hin. Elia fährt mit feurigem Wagen gen Himmel.

Himmelfahrten werden zu Symbolen der Macht Gottes stilisiert, an der Gott Menschen teilhaben lässt. Die toten Menschen müssen nicht verwesen. Nein, ihr ganzes Leben ist in Gott aufgehoben und das befreit Menschen aus allem Irdischen zu einer lebenschaffenden himmlischen Wirklichkeit. Und das nicht aus Eigenmacht, sondern aus Gnade Gottes.

Markus und Paulus übrigens wissen nichts von einer Himmelfahrt Jesu. Johanes und andere wählen das Bild der Himmelsreise, vermeiden aber jedweden historisierenden Bericht.

Noch einmal zurück zum Fußabdruck Jesu im Felsen. Negativ überspitzt formuliert wäre das der Glaube, Jesus sei so etwas wie der erste Astronaut gewesen oder habe einen Fahrstuhl zum Himmel benutzt.

Positiv verstanden könnte man sagen: Jesu vermeintlicher Fußabdruck demonstriert die Realität, dass er auf Erden seine Fußspuren hinterlassen hat – nicht sichtbar, anfassbar sondern in den Herzen von Menschen. Wenn wir uns mit seinen Fußspuren beschäftigen, Jesu Weg nachfolgen, hinterlässt das Spuren in Herzen. Und diese Spuren gehen weiter und können die Welt verändern, so, dass ein kleines Stückchen Himmel schon hier auf Erden spürbar werden kann. Theologisch gesprochen: Himmelfahrt als Zeichen dafür, dass die Grenze zwischen Gottes Reich und Menschenwelt durchlässig ist. Dass Verliebte tatsächlich im 7. Himmel schweben können. Dass Liebe wirklich Himmel auf Erden möglich machen kann…

 

Gegen die Leugnung der Auferstehung der Toten:

Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. (1 Kor. 15,9-11, aus: Die Bibel - Einheitsübersetzung)    

 

Gebet/Meditation/Impuls

Im Bild der Himmelfahrt berühren sich Himmel und Erde.

Himmel ist kein Ort – oben…

Himmel ist eher ein Zustand, eine Seinsweise – überall möglich…

Wo erlebst du „Himmlisches“ -

und wo kannst du selber andern ein Stück „Himmel auf Erden“ bereiten?