Folgenreich war die Übersetzung, die Matthäus in der griechischen Bibel – der Septuaginta – fand: hier wurde aus der „jungen Frau“ Maria in der hebräischen Bibel plötzlich die „Jungfrau“ Maria (partenos).
Wundert es da, wenn Eugen Drewermann sagt: „Die Jungfrauengeburt ist nicht als historisches Ereignis aus den Texten des Neuen Testaments zu begründen, sie ist nicht als biologisches Ereignis zu verstehen. Jesus ist als Mensch gezeugt und geboren wie jeder andere Mensch auch. Ungewöhnlich war nicht seine Geburt, sondern sein Leben. Um dies zu deuten, haben die ersten Christen die Bilder von der Jungfrauengeburt benutzt, die auf altorientalische Königsvorstellungen zurückgehen. Die Geburtsgeschichten Jesu… sind mythennahe Legenden, keine historischen Berichte.“
Jede/r kann sich selber fragen: „Steht und fällt mein Glaube durch das Bekenntnis zur biologischen Jungfrauengeburt?“ Ehrlich gesagt geht es wohl auch weniger primär um eine sexuell-biologische Tatsache. Sondern um eine theologisch implizierte Fragestellung:
War Maria „vor, während und nach der Geburt Jungfrau“ – wie es das Dogma katholischen ChristInnen zu glauben vorschreibt?
Erstens: auch andere Religionen kennen die Menschwerdung ihrer Götter durch eine Jungfrauengeburt. Dahinter steht die Ansicht, ein Gott gehe auf unerklärliche, wundersame Weise in die Welt ein. Und ja, viele Theologen meinen heute, das Christentum habe diese Vorstellung aufgenommen. Eine Frau, die Gott zur Welt bringt, müsse vollkommen rein und unbeschadet sein.
Zweitens: Im damaligen Kulturraum spielten Religionen mit einer (Mutter)-Göttin eine große Rolle. Eine „weiblich-göttliche Vorstellung“ war den frühen Christen aus aller Herren Länder nicht fremd.
Drittens: Im Symbol einer Jungfrauengeburt steckt für die feministische Theologie durchaus auch die befreiende Komponente der Unabhängigkeit von Frauen in einer patriarchalisch geprägten Männerwelt. Dieser Traum von Freiheit und Selbstbestimmung klingt in Mythen einer jungfräulichen Gottesgeburt an.
Viertens: auch psychologische Motive einer zölibatären Priesterkaste (Maria als Symbolgestalt „reiner“ Liebe befreit von Begierde) erklären das Mariendogma – genau wie kirchenpolitische Prozesse.
Fazit: Menschen brauchen im religiösen Bereich Zeichen und Wunder. Ob ein „Quadratzentimeter Haut“ eine solche Bedeutung haben muss/kann, sollte jede/jeder mit dem eigenem Glaubensverständnis hinterfragen. Auch Kirche muss sich fragen lassen, was den christlichen Glauben wirklich ausmacht und ob ein Dogma wie die „Jungfrauengeburt“ nicht eher historisch als theo - logisch bedeutsam ist und Glauben eher fördert oder behindert.
Wichtig bleibt, das WORT GOTTES wird Fleisch und kommt zur Welt - Maria wurde so zur „Gottesgebärerin“ – und das prophetische Wort aus Jesaja 7,14 wurde auf Maria projeziert: es ist die Rede von der Geburt des Immanuel = „Gott ist/sei mit uns“ durch eine junge Frau.
„Siehe, eine junge Frau wird schwanger sein und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben.“ (Jesaja 7,14, aus: Bibel - Einheitsübersetzung)
„Gott ist/sei mit uns“
Bete darum, dass Gott auch durch Dich in die Welt kommen kann