Das Vater unser

6.7 Vater unser...und vergib uns unsere Schuld

Datum:
Fr. 1. Apr. 2022
Von:
Christoph Berthold

Schuld: Böses tun – Gutes nicht tun

Daran bist du (selbst) schuld. Die Schuld auf jemand anders abwälzen. Schuld auf sich laden. Schuld übernehmen…es gibt so einige Redensarten zum Thema Schuld. 

 

 

Schuld hat immer zwei Seiten: Es geht einerseits um das bewusste Tun von Bösem – andererseits (häufiger) um das bewusste Nichttun von Gutem. Was lassen wir nicht alles Bleiben? Die kleinen ersten Schritte nach einem Streit. Die Sprachlosigkeit des sturen Schweigens. Kleine und große Gemeinheiten als Folge des Sich Zurücklehnens/ziehens: „Soll doch die/der Andere anfangen." Also die Schuld des Einfach- Laufen-Lassens.

Die Bibel sagt: ganz am Anfang schon bei Adam und Eva ging es los mit Sünde und Schuld. Erstens gehören also Schuldmöglichkeit und Freiheit zusammen: die Menschen hatten die Freiheit, sich zu entscheiden, ob sie die Frucht vom „Baum der Erkenntnis“ essen oder nicht. Will sagen, von Anfang an bringen Menschen eine „eingebaute“ Unvollkommenheit mit, durch die Schuld möglich wird. Wer das leugnet, leugnet auch Verantwortung und Freiheit.                     

Zweitens sagt die Paradiesgeschichte etwas über den typisch menschlichen Umgang mit Schuld: Adam schiebt es auf Eva – Eva schiebt es auf die Schlange. Modern heißt das Schuldverdrängung. Hand aufs Herz – schon mal selber ertappt bei dem Spiel „Wie komm ich am besten raus aus der Nummer: Ich war das nicht – der andere ist war`s?“ Andere kann ich vielleicht belügen. Mich selber nicht. Und Gott schon gar nicht. Darum gibt es Vergebung. Die fängt mit Reue an. Wenn´s gut läuft steht am Ende das Eingeständnis der Schuld, die Vergebung und ein echter Neuanfang. Vielleicht ist die Bitte um Vergebung im Vaterunser eine der wichtigsten und schönsten. Du kannst nur deswegen von deiner Schuld reden, weil du auf Vergebung hoffen darfst. Die Liebe Gottes ist immer größer als all deine Schuld.

In der Geschichte vom Mann, der vor seinem Schatten davonlaufen möchte – und es natürlich nie schafft – wird eine einfache Lösung angeboten: er hätte nicht fortlaufen müssen, sondern sich nur in den Schatten eines Baumes stellen können. Für ChristInnen ist das das Kreuz Jesu Christi. Durch das Kreuz – so unser Glaube – hat Jesus uns von aller Schuld befreit und Erlösung ermöglicht. Anders formuliert:  Wo wir „klein-klein-denken“ und uns oder andere auf SCHULD festnageln, denkt Gott groß von seinen Menschen: das, was dich festnagelt, kann gelöst werden – darum bittest du im Vaterunser.

„In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal!“ (Matthäus 18, 21-35, aus Bibel -Einheitsübersetzung 2016)

Wie gehst du mit deiner Schuld um?

Gebet:

Vater unser… und vergib uns unsere Schuld.