Das Vater unser

6.3 Vater unser...dein Reich komme

Datum:
Mi. 1. Dez. 2021
Von:
Christoph Berthold

Jesus hatte ein Grundsatzprogramm. Auf seiner Agenda ganz oben stand die Rede vom „REICH GOTTES“.

Wie hat Jesus dieses „Reich Gottes“ buchstabiert?

Zum Beispiel so:

FRIEDEN: mit Frieden anfangen – nicht nur drüber reden.

GERECHTIGKEIT: fair handeln – gegen das Recht des Stärkeren sein.

LIEBE: einander lieben - gegen den Trend zur Lieblosigkeit.

 

Zynisch ist, wer meint: Jesus verkündete das Reich Gottes – und es kam die Kirche. Ob Jesus eine neue Kirche wollte oder allein das Judentum mit seinen 613 religiösen Gesetzen reformieren, ist theologisch umstritten. Richtig ist sicher, Jesus hat nie gebetet „Meine Kirche komme“ sondern „Dein Reich komme“. Mit seinem ganzen Leben diente er der Frohen Botschaft vom liebenden Gott und der Ansage des Reiches Gottes. Daher: wer um das Kommen des Reiches Gottes betet, erwartet mehr vom Leben und ist sich – weil es in Kirche immer „menschelt“ – bewusst, dass Kirche immer „Kirche der Sünder ist“. Das Reich Gottes ist sehr viel mehr als eine Institution.

Die Kirchenkrise (Missbrauchsskandal) offenbart, wie weit man sich vom Ideal entfernen kann. So wenig man die Hände in den Schoß legen kann, so wenig darf man dem Wahn verfallen, das Reich Gottes selber machen zu können. Das Reich Gottes ist größer, ist mehr als jede Kirche. Wenn Kirche sich selber verabsolutiert, letztgültige Autorität sein will – über Allem und Jedem stehen möchte – verfehlt sie ihre Berufung und das eigentliche Ziel. Kirche soll Instrument, Wegbereiter sein – für das Reich Gottes. Es geht nicht um ein Paradies auf Erden. Es geht um den Weg zum Paradies im Himmel. In Jesus ist das Reich schon da. In der Tischgemeinschaft haben die Jünger damals und können wir heute den Anbruch des Gottesreiches erfahren.

Die Gebetsbitte „dein Reich komme“ soll mir nicht den Mut rauben – sondern Mut machen: Mit Gottes Hilfe dafür einzutreten, im Vertrauen, dass ich nicht allein bin. Es geht um die Hoffnung auf Zukunft, die Kraft geben soll, die Gegenwart in Gottes Sinn zu gestalten. Auch Hoffnung für die Kirche zu haben, die immer reformbedürftig ist (ecclesia semper reformanda).

Mir gefällt ein früher oft gebrauchter Impuls: Herr erwecke deine Kirche – und fange bei mir an. Das wäre es: mit meiner Haltung und Lebenspraxis anfangen, am Reich Gottes mit zu bauen.

"Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!"  (Markus 1,14-15, aus: Bibel - Einheitsübersetzung 2016)

Suchst du das „Reich Gottes“ bei Jesus – oder anderswo?

Gebet:

Vater unser… dein Reich komme