Das Vater unser

6.2 Vater unser...geheiligt werde dein Name

Datum:
Mo. 1. Nov. 2021
Von:
Christoph Berthold

Bei einer der Heiligtumsfahrten in Mönchengladbach haben Kinder und Jugendliche in der Münsterbasilika die Sachen ausgestellt, die ihnen „heilig“ sind.  Vom Fußball bis zum Erstkommununionkreuz gab es eine anschauliche Bandbreite dieser „heiligen“ Dinge. HEILIG – so zeigte es sich – ist das, was einem ganz besonders wichtig, kostbar ist… womit sich eine intensive Erinnerung/Erfahrung verbindet.

 

Darüber kann man sich gut dem Begriff „heilig“ nähern. Im Vaterunser beten wir „GEHEILIGT WERDE DEIN NAME“. In der Bibel bedeutet, den Namen zu kennen, viel über das Wesen dahinter zu erfahren. Mose z.B. ist es sehr wichtig, den Namen Gottes zu wissen. Gott bekennt: „Ich-bin-der-ich-bin-da“ oder in anderer Übersetzung „Ich bin, der ich sein werde“. Erstaunlich, oder nicht? Gott sagt nicht, ich heiße Soundso. Eigentlich sagt Gott eher einen Zustand aus, ein Sein. Gott lässt sich nicht so einfach eintüten, etikettieren, festlegen. Man kann den großen Gott nicht klein machen. Gott ist immer mehr – der ganz Andere. Gottes Namen zu heiligen, zu ehren ist so existenziell wichtig, dass es in den 10 Geboten formuliert wird.

Wie schnell ist man dabei, „ach du lieber Gott“, „o Gott, o Gott“, „um Gottes Willen“ zu sagen – Gott im Mund zu führen, ihn klein zu machen? Wie oft haben Menschen im Namen Gottes Kriege geführt – und so Gott für ihre Interessen missbraucht?

Im Vaterunser beten wir darum, Gottes Namen zu heiligen. Gott ernst zu nehmen. Gott die Ehre zu geben. Damit wir eben gerade nicht klein von Gott denken, sondern groß. Es ist die Achtung vor Gottes Wesen, das der menschliche Verstand niemals ganz wird begreifen können. 

Im Judentum kennt man noch den heiligen Schrecken vor Gottes Namen: man glaubt, durch das Aussprechen des Namens die Gegenwart Gottes herauf zu beschwören. Für uns heute klingt das nach Simsalabim – Zauber und magischer Praxis.

„Heiligen“ könnte heute beispielsweise bedeuten, gegen den schlechten, unreflektierten, „gottvergessenen“ Gebrauch des Namens Gottes an zu kämpfen. In Tat, Wort, Haltung einzutreten für die „Heiligkeit“ Gottes. So, dass andere an mir und dir spüren können, dass das oft so belanglose/nichtssagende Wort GOTT die erste Stelle im Leben einnimmt und Gott wirklich ernst genommen wird – nicht durch frömmelnde Lippenbekenntnisse, sondern durch Glaubenspraxis, die lebendig, frei ist und doch ehrfurchtsvoll Gott Raum gibt.

"Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der «Ich-bin-da»". (Exodus 3,14, aus: Bibel – Einheitsübersetzung 2016)

Gottes Namen „heiligen“ – mit welcher Haltung könnte das gelingen?

Gebet:

Vater unser… geheiligt werde dein Name