Credo

3.6 - ewiges Leben

Ewiges Leben (c) pfarrbriefservice.de
Datum:
So. 1. Sept. 2024
Von:
Christoph Berthold

Seit Jahren steigt die Lebenserwartung. Leben die Menschen wirklich länger?

 

Frühere Generationen lebten dreißig, vierzig Jahre - plus ewig; heute leben sie nur noch achtzig, neunzig Jahre; das ewige Leben ist gestrichen, oder es spielt einfach keine Rolle mehr. Mag sein, dass Menschen früher ihre Hoffnung auf das ewige Leben setzten, weil das irdische ihnen nichts zu bieten hatte. Heute ist es umgekehrt: Vielen im Wohlstand Lebenden hat die Ewigkeit nichts mehr zu bieten. So trösten sie sich mit dem Diesseits. Es wird zur „letzten Gelegenheit“. Aus diesem irdischen Leben ist möglichst schnell möglichst viel heraus zu holen - so lange wie möglich. Gesundheit, Geld, Macht sind die Götter des Erfolgs. Das macht das Leben hektisch, angestrengt, überfordert es: Ja nichts verpassen, alles jetzt! Tempo, Tempo! Die Uhr tickt. Die Angst, zu kurz zu kommen, lässt wenig Lebensenergie übrig für andere. Vielen ist der lange Atem der Ewigkeit ausgegangen, sie sind kurzatmig geworden. Es hat Folgen, wenn man die Ewigkeit streicht. Wenn wir auferstanden sind, was kommt dann? Auch diese Antwort ist so offen wie missverständlich: das ewige Leben.

Missverständlich, weil das Wort „ewig“ nach einer ziemlich langen Zeit klingt. „Du hast ja wieder ewig gebraucht“, beschwert sich der Mann, wenn seine Frau auf sich warten lässt. Und Kinder finden, dass es bis Weihnachten prinzipiell „noch ewig“ dauert. Ewig ist lang und langweilig. Aber so ist es bei Gott doch hoffentlich nicht.

Tatsächlich hat Gottes Ewigkeit nichts mit Tagen und Jahren zu tun. Gottes Art zu leben ist offenbar eine andere als unsere irdische Art zu leben. Auch, weil unsre irdische Art immer unvollendet ist, Stückwerk, nichts Halbes und nichts Ganzes. Das kann auch nicht anders sein unter den Bedingungen von Raum und Zeit und Endlichkeit.

Genau deshalb hoffen wir im ewigen Leben auf Vollendung. Vollendung heißt: Wir hoffen darauf, dass alles, was in uns angelegt ist, aber nicht zur Entfaltung kommen konnte, in der Ewigkeit entfaltet wird, dass zur Fülle wird, was in unserem Leben anfanghaft, mangelhaft da war. Das gilt für jeden von uns, aber insbesondere gilt es für Menschen, die viel zu früh aus dem Leben gerissen wurden. Welches Potenzial hat etwa in jung verstorbenen Menschen gesteckt? In tot geborenen Kindern, die wir nicht kennenlernen konnten? Was ist ihnen und uns an Begabungen und Freuden entgangen, an Liebe und Gemeinschaft?

Dass bei Gott alles zur Vollendung gelangt, zu ungeahnter Fülle, das ist unser Glaube: „Denn wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.“ (2 Korinther 5,1, aus: Die Bibel, Einheitsübersetzung)

 

Gebet / Meditation /Impuls:

Wünschst Du Dir ewiges Leben – und wenn ja: wie sollte es sein?