ANHALTEN

2. Halt an - wo läufst du hin?

Rad (c) Christoph Berthold
Datum:
Sa. 1. Mai 2021
Von:
Christoph Berthold

Nichts ist, das dich bewegt, du selber bist das Rad, das aus sich selbsten lauft und keine Ruhe hat. Halt an, wo läufst du hin, der Himmel ist in dir, suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.

Erstaunlich: Angelus Silesius schrieb diesen Text um 1675. Da beschreibt einer mit altertümlichen Worten das, was wir heute genauso kennen: STRESS, innere Ruhelosigkeit, sich getrieben fühlen. Wer kennt das nicht? Angelus Silesius vergleicht diesen nervös-nervigen Zustand mit einem Rad, das von selber läuft:

DU SELBER BIST DAS RAD!  

Ich stelle mir ein Hamsterlaufrad vor. Viele erleben genau das – man fühlt sich wie in einem Hamsterrad von Arbeit und Alltag gefangen.

Angetrieben vom Alltagsstress und fragt sich - wofür? Soll das mein Leben sein? Ist das schon alles? Gibt es keine Alternative?

Irgendwie staune ich über die Tiefe des Textes. Und bin davon ergriffen. Denn Angelus Silesius meint: Du hast dein Angetriebensein = Leben selbst in der Hand. Mach nicht einfach so weiter. Halte inne – geh in dich. Da ist mehr für dich drin als Hektik – Pflicht – Stress…

HALT (einfach mal) AN!

Entdecke, dass Gott für dich mehr will. Du musst nicht nur Erwartungen, Ansprüche, Pflichten erfüllen. Du sollst nicht gelebt werden von allem, was dich normalerweise antreibt, in Beschlag nimmt. Halte eine Weile inne, auch wenn du vor lauter Arbeit nicht mehr ein noch aus weißt. Tue nichts, sei einfach da, halte an, gönne dir eine Atempause. Komm zu Dir selber – und zu Gott, denn:

DER HIMMEL IST (schon längst)  IN DIR!

Wie schön. Dein Leben könnte himmlisch sein. Wenn Du es zulässt. Mit Gott rechnest. Oder modern gesagt (falls Du nicht gläubig bist): Wenn Du deine Mitte findest. Aber vielleicht entdeckst du ja dabei das, was Christen/Christinen „Gott“ nennen.

Silesius sagt, das Gott immer schon da ist. In Dir selbst ist. Ja, du bist ein Gedanke Gottes. In Dir steckt ein Gottesfunke. Wie gut – Gott ist Dir viel näher, als du denkst. Du brauchst nur anhalten, entschleunigen und nach Gott suchen - dem allergrößten Freund des Lebens.

Davon erzählt die Bibel: “Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR.”

(Jeremia 29,13b-14 - Lutherbibel)

Wie kann ich mein „Lebensrad“ anhalten, um Gott zu spüren?

Gebet:

Guter Gott, lass mich anhalten. Schenke mir Zeiten der Stille und des Betens. Um neu zu spüren, wohin ich unterwegs bin. Lass mich deinen Geist spüren. Du bist in mir. Du schenkst mir Zeit zum wirklich leben. Hilf mir, eigentlich zu sein. Auf das ich jeden Tag - wenigstens einen Augenblick - echt lebe.

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